Ein Pärchen sitzt auf der Couch -Gewohnheit

Die Macht der Gewohnheit: In 4 Schritten zur neuen Routine


 

Wie oft hast du dir schon vorgenommen, bestimmte Gewohnheiten in deinem Alltag zu ändern? Weniger Süßes essen, pünktlicher sein, vernünftig frühstücken, Handy beim Essen weglegen  – wir alle haben Gewohnheiten und Routinen, von denen wir wissen, dass sie uns nicht guttun.

Wer jedoch schon einmal versucht hat, alte Gewohnheiten abzulegen und neue zu etablieren, weiß, wie schwer das sein kann. Warum das so ist und wie es dir trotzdem gelingt, verraten wir dir in diesem Beitrag.

Warum der Mensch ein Gewohnheitstier ist

Menschen formen Gewohnheiten in der Regel unbewusst. Das zeigt ein spannendes Mini-Experiment, das ein Psychologieprofessor aus England gerne am Semesterbeginn mit seinen Studierenden macht: Er fotografiert den Hörsaal in der ersten Vorlesung und zeigt seinen Studierenden das Foto in der zweiten. Ein Großteil der Studierenden setzt sich in der zweiten Vorlesung ganz automatisch auf dieselben Plätze wie in der ersten.

Warum? Weil das menschliche Gehirn im Alltag jede Möglichkeit, eine Entscheidung zu automatisieren, ergreift. Denn automatisierte Entscheidungen und Prozesse machen uns effizienter und genau diese Effizienz ist überlebensnotwendig.

Studien deuten nämlich darauf hin, dass uns täglich rund 60.000 bis 70.000 Gedanken durch den Kopf gehen. Das sind in etwa 40 bis 50 Gedanken pro Minute, also fast ein Gedanke pro Sekunde. Um mit dieser unglaublichen Menge an Gedanken klarzukommen und nicht jeden davon bewusst und einzeln verarbeiten zu müssen, automatisiert unser Gehirn so viele Prozesse und Entscheidungen wie möglich.

Zur Zahnbürste greifen, Haustür absperren, PC einschalten – alles mit der Zeit automatisiert, alles Gewohnheit. Ohne automatisch ablaufende Routinen wie diese könnten wir unseren Alltag nicht bewältigen. Unser Gehirn wäre mit all den Entscheidungen, die Minute für Minute zu treffen sind, schlichtweg überfordert. Mit Routinen spart unser Gehirn dagegen Energie für all die Entscheidungen, um die es tagtäglich nicht herumkommt.

Wie du die Macht der Gewohnheit für dich und dein Team nutzt

Gewohnheiten sind in der Regel ein zweischneidiges Schwert: Wenn wir uns, ohne nachzudenken, jeden Morgen die Zähne putzen, ist das etwas Gutes. Wenn wir bei Nervosität aber beginnen, unsere Nägel zu kauen oder Süßes zu essen, hat unser Gehirn automatische Prozesse erstellt, die uns schaden können. Das Gehirn findet Gewohnheiten aber so toll, dass es oft nicht einfach ist, diese zu ändern. Doch in unseren täglichen Routinen steckt enorm viel Potenzial: Mit neuen Gewohnheiten können wir unsere Produktivität, Leistung und Zufriedenheit steigern.

Zwei Menschen machen Yoga aus Gewohnheit

Damit eine Denk- oder Verhaltensweise zur Routine wird, kann es bis zu sechs Monate dauern. Du brauchst also Geduld und eine ordentliche Portion Ausdauer. Der Lohn am Ende ist aber groß, denn sobald das gewünschte Verhaltens- oder Denkmuster zur Gewohnheit geworden ist, läuft es automatisch und mühelos und du sicherst dir langfristig Erfolg.

Die folgenden Schritte können dir und deinem Team helfen, neue Gewohnheiten zu etablieren und nachhaltig zu festigen:

Schritt 1: Eine neue Gewohnheit identifizieren

Bevor du beginnst, etwas in deinem Alltag zu verändern, überlege dir, mit welcher neuen Gewohnheit du beginnen möchtest. Was möchtest du erreichen? Was soll die neue Gewohnheit an dir oder deinem Umfeld verändern? Von welcher Denk- oder Verhaltensweise profitierst du? Welche passt zu deinen Werten und Zielen?

Nehmen wir das folgende Beispiel: Du merkst, dass du nachmittags oft weniger Energie und Motivation hast, um deine Aufgaben zu erledigen. Du hängst durch und selbst Kaffee gibt dir nicht den Kick, den du brauchst. Du weißt, dass du dazu neigst, morgens stundenlang in deiner Arbeit zu versinken, ohne Pausen zu machen. Danach hast du zwar einiges geschafft, fühlst dich den Rest des Tages aber ausgelaugt.

Dein Ziel könnte daher lauten: Ich möchte mir in Zukunft angewöhnen, öfter kleinere Pausen zu machen, um am Nachmittag produktiv zu bleiben.

Schritt 2: Mit dem richtigen Ziel zum Erfolg

Setze dir ein SMARTES Ziel, also eines, das:

  • spezifisch,
  • messbar,
  • attraktiv,
  • realisierbar und
  • terminiert ist.

Was das genau bedeutet, sehen wir uns anhand unseres Ziels der kleinen Pausen an:

→ Spezifisch: „Ich mache jede Stunde mindestens 5 Minuten Pause und mittags mindestens 20 Minuten. In den Pausen mache ich eine kurze Meditation, bereite mir eine Tasse Tee zu oder gehe kurz an die frische Luft.“

→ Messbar: „Ich setze mir Erinnerungen in meinem Kalender und hake auf einer Checkliste meine stündlichen Pausen ab, um sie nicht zu vergessen. Am Ende eines vollen Arbeitstages habe ich mindestens sieben kleine und eine große Pause eingelegt.“

→ Attraktiv: „Ich schaffe mehr, da ich auch am Nachmittag noch konzentriert arbeiten kann. Ich fühle mich am Ende des Arbeitstages weniger erschöpft. Dafür akzeptiere ich regelmäßige Unterbrechungen.“

→ Realisierbar: „Ich habe alles, was ich brauche, um mein Ziel zu erreichen. Ich weiß, wie man Erinnerungen im Kalender setzt und sehe die Erinnerungen auch auf meinem Handy, falls ich nicht am Computer sitze.“

→ Terminiert: „Nach einem Monat habe ich an mindestens drei Arbeitstagen pro Woche alle geplanten Pausen eingelegt. Nach zwei Monaten an vier Arbeitstagen und nach drei Monaten sind die kurzen Pausen so weit zur Gewohnheit geworden, dass ich keine Erinnerungen mehr brauche.“

Je detaillierter und praxisbezogener du dein Ziel formulierst, desto besser. Ein konkretes Ziel gibt Klarheit und Fokus und sorgt dafür, dass du auf deinem Weg dorthin alle Aspekte im Auge behältst.

Schritt 3: Erfolge feiern und Meilensteine belohnen

Definiere neben einem Gesamtziel auch kleinere Etappenziele und Meilensteine wie: „In der ersten Woche gelingt es mir, an mindestens zwei Arbeitstagen mindestens sieben kleine und eine größere Pause zu machen.“ Um zu prüfen, ob du dieses Ziel erreicht hast, ist es wichtig, dass du deine Fortschritte aufzeichnest.

Im Fall unseres Beispiels könnte das eine einfache Liste sein, in der du jede Pause abhakst. Damit hast du deine Fortschritte immer im Blick. Das motiviert und hilft dir, an deinem Ziel dranzubleiben.

Und nicht vergessen: Belohne dich selbst, wenn du einen deiner Meilensteine erreichst. Gönn dir zum Beispiel freitags mittags einen Restaurantbesuch oder bestelle etwas beim Lieferdienst. Hole dir deinen Nachmittagskaffee in deinem Lieblingscafé um die Ecke oder investiere am Ende in neue Kopfhörer, wenn du bei der Arbeit gerne Musik hörst.

Schritt 4: Hürden überwinden

Überlege dir am besten schon im Vorhinein, was dir helfen könnte, die neue Gewohnheit verlässlich umzusetzen, und schaffe ein Umfeld, das dir dabei hilft, dein Ziel zu erreichen. In unserem Beispiel der kleinen Pausen könnte es zum Beispiel vorteilhaft sein, nicht in der stressigsten Woche des Jahres zu beginnen und deinen Kalender am PC oder am Handy zu nutzen, um Erinnerungen zu setzen, damit du die regelmäßigen Pausen nicht vergisst.

Außerdem kannst du deinen Kollegen von deinem Ziel erzählen und sie bitten, dich an deine Pausen zu erinnern, falls sie merken, dass du deinen Arbeitsplatz schon lange nicht mehr verlassen hast. So hast du Verbündete, die dir helfen, deine neue Gewohnheit umzusetzen, und du fühlst dich verpflichteter, dein Ziel weiterzuverfolgen.

Und last but not least: Lass dich von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen. Schlechte Angewohnheiten sind schwer zu durchbrechen. Das ist von Natur aus so. Doch du weißt, wie dein Gehirn tickt, und wenn du nur lange genug am Ball bleibst, verselbständigt sich die gewünschte Verhaltensweise und wird zur neuen Gewohnheit. Weitermachen lautet also die Devise.

Neue Routinen für alle: wie du als Führungskraft dein Team unterstützt

Den ersten Schritt hast du schon getan, indem du diesen Artikel gelesen hast. Wissend, wie schwer es sein kann, festgefahrene Gewohnheiten zu ändern, kannst du dein Team viel besser dabei unterstützen, erfolgreiche neue Routinen einzuführen.

Ein Mann plant eine Umstrukturierung der Gewohnheit für sein Team

Darüber hinaus könntest du:

  • das Thema beim nächsten Mitarbeitergespräch erwähnen und Anregungen geben
  • gemeinsam mit deinem Team kleine wie große Erfolge feiern
  • optimale Rahmenbedingungen schaffen, indem du zum Beispiel immer wieder zu Pausen motivierst oder unnötige Überstunden ansprichst
  • mit gutem Beispiel vorangehen und eigene Rückschläge wie Erfolge ansprechen
  • positive Anreize schaffen, indem du zum Beispiel eine Team-Challenge daraus machst

Fazit: In positiven Routinen und Gewohnheiten steckt großes Potenzial

Auch wenn unser Gehirn alte Gewohnheiten im ersten Moment nicht allzu gerne ablegt und gegen neue ersetzt, ist es dennoch die Mühe wert. Denn sobald eine neue Gewohnheit zur Routine wird, läuft alles automatisch ab und du sicherst dir langfristigen Erfolg: Du bist produktiver und zufriedener, fühlst dich stolz, dein Ziel trotz Gegenwehr aus deinem Gehirn erreicht zu haben, hast einmal mehr bewiesen, dass du es selbst in der Hand hast (Stichwort: Selbstwirksamkeit).

Und wenn es mit der einen oder anderen Gewohnheit nicht sofort klappen will, zögere nicht, dir Hilfe zu holen. Ein Coach kann dich zum Beispiel bei der Umsetzung unterstützen und dich regelmäßig motivieren und begleiten.

Schon eine Idee, welche Gewohnheit du als Nächstes in Angriff nehmen möchtest?